Wenn die Gastro langsam wieder hochfährt…

Es ist das letzte Wochenende, bevor ich endlich wieder in der professionellen Hotellerie und Gastronomie hier in Österreich in der Tätigkeit als Küchenchef meinen Beruf ausüben darf. Wohl gemerkt „darf“, denn monatelang wurde uns Köchen von staatlicher Seite her ein offizielles Berufsverbot erteilt, mit wenigen Ausnahmen. Wobei die vorgezogene Öffnung der Gastro im Bundesland Vorarlberg, wohl als Probelauf für den restlichen Teil des Landes angedacht, die Aufsehen erregendste der letzten Monate war. Aber selbst hier blieb es jedem Betreiber selbst überlassen, ob er unter den ihm vergebenen Auflagen aufsperrt, oder aus Gründen der Unrentabilität seinen Betrieb weiterhin geschlossen hält.

Nun ist es endlich soweit. Wir dürfen wieder kochen, ganz offiziell. Zwar wird dieses kochen und Beherbergen weiterhin mit entsprechenden Auflagen einhergehen, aber dennoch ist es ein Licht am Ende des Tunnels. Und die Prognosen für einen guten Geschäftsgang sind nicht schlecht. Am kommenden Montag darf ich nach 6 Monaten privat kochen das erste Mal wieder meine Kochjacke anziehen, den Herd entzünden, Lieferanten und Kundenbetreuer empfangen, organisieren, produzieren und, was ganz wichtig ist, ab dem 19.Mai 2021 hier in Österreich auch Gäste empfangen.

Wir sind bereit….

Mit Blick in die Zukunft musste ich in den letzten Tagen auch des öfteren an die jüngste Vergangenheit denken. Selten habe ich in meinem Leben soviel „umsonst“ gearbeitet, Menüpläne entworfen, aus Gründen der Politik wieder verworfen oder ad acta gelegt, dennoch an Meetings und Telefonate voller Euphorie teilgenommen, wochenlang Medienberichte verfolgt, Verlautbarungen und Entscheidungen vernommen, Prognosen geglaubt, nur um dann wieder feststellen zu müssen, dass sich doch noch nichts ändert. Nicht selten kam es vor, dass ich von alledem was um mich herum geschah nichts mehr wissen wollte, mich von allen digitalen Helfern „entgiftete“ und nur noch dem Prinzip der Unterhaltung folgte, jegliche potentielle Belastungsquelle ausblendend.

Dann erreichte mich die Meldung, dass ich am Freitag, den 16.April 2021 um 9.45 Uhr meine 1.Impfung erhalten sollte. Zudem ließ unsere Regierung verlautbaren, dass bei gleichbleibendem oder zurückgehendem Infektionsgeschehen es zur Öffnung von Gastro, Hotellerie und Freizeiteinrichtungen am 19.Mai kommen werde. Irgendwie erschien mir diese Nachrichten wie ein Befreiungsschlag. Ja, ich gestehe, ich war einer derer, die sich monatelang an alle Vorschriften und Auflagen gehalten hatte. Einer, der brav seine FFP2 Maske aufsetzt, sich einen Einkaufswagen nahm unabhängig davon, ob er selbigen nur mit zwei Produkten bestückte oder mit einem Grundeinkauf befüllte, der sich an die Ausgangsbeschränkungen hielt und sich regelmässig testen ließ.

Nicht selten habe ich mich über die Unvernunft mancher Zeitgenossen, aus welchen politischen Lagern sie auch immer kamen, richtig geärgert. All die Corona Parties und Pandemie Leugner, Verschwörungstheoretiker und Besserwisser. Ich empfand euch wirklich nicht als Hilfe oder Bereicherung in dieser schweren Zeit, wohl eher als eine völlig unnötige Bremse zur Bekämpfung und Beseitigung dieses Ausnahmezustandes. Habt ihr euch nur ein einziges Mal Gedanken darüber gemacht, wie hoch unsere finanziellen Verluste auf Grund eures subversiven Handelns waren? Wieviele, wirklich gute Mitarbeiter der Gastronomie und Hotellerie aus wirtschaftlichen Gründen, den Rücken zugewandt und sich in anderen, geöffneten Bereichen der Wirtschaft eine neue Basis geschaffen haben? Und das wo die Gastronomie hier in unserem Land doch als die sicherste und beständigste Branche überhaupt gilt!

Schon bald darf ich so wieder für unsere Gäste kochen: Geschmorte Entenkeule, Rotkraut, Trüffel, Serviettenknödel

Ich bin nicht wirklich ein politischer Mensch, auch wenn ich das politische Geschehen um mich herum sehr stark verfolge. Politik und kochen hatten bis jetzt aus meinem Verständnis heraus keinen gemeinsamen Nenner. Dies hat sich nun aber grundlegend verändert. Und in diesem Bewusstsein werde ich künftig meinen Beruf ausüben. Corona hat uns und die ganze Welt verändert, ob wir es nun wahr haben wollen oder nicht. Und Corona ist auch kein „Geschäft“, auch wenn manch einer aus dieser Pandemie seinen ganz persönlichen finanziellen Vorteil versucht war herauszuziehen. Ob nun in der Beschaffung oder mangelhaften Produktion von Schutzmasken, unqualifizierten Testlaboren, dem Handel oder der Lebensmittelindustrie, für die ganz plötzlich das Thema Regional einer Lizenz zum Gelddrucken gleich kam.

Regional bedeutet für unsere Gastro eine echte Chance wettbewerbsfähig zu sein. Regional ist authentisch, einzigartig, und es ist einer der Hauptgründe, warum uns so viele Gäste aus aller Welt besuchen. Regional ist wie der Eiffelturm oder das Taj Mahal. Es gibt diese Dinge nur einmal an einem ganz bestimmten Ort dieser Welt. Und wenn man sie importiert, dann nur als Souvenir um sich an der Erinnerung zu erfreuen. Für mich ist dieser „Eiffelturm“ unsere Küche, kreativ und fachlich auf sehr hohem Niveau mit Produkten die, sicherlich nicht alle, aber mehrheitlich direkt aus der Region stammen. Dafür sind wird bekannt und berühmt in der ganzen Welt. Für die herausragende Qualität von Fleisch und Milch, deren Veredelung, für Wein, Edelbrände, Käse und Milchprodukte, und ganz wichtig, für die Umgebung aus der wir all diese Schätze schöpfen. Das ist die richtige Politik für einen Koch.

Echtes Homefood Cooking hat auch seine guten Seiten: Rösti Burger mit Lachs und Senfcreme

4 Antworten auf „Wenn die Gastro langsam wieder hochfährt…

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  1. Ich hoffe das es bald eine Impfung für alle gibt. Ansonsten können wir zusehen, wie die Geimpften essen gehen dürfen. Ich hätte kein Genuss, wenn ich vorher ein Schnelltest machen müsste…bevor ich ein Lokal betrete.

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